2. Teil des Interviews mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel, Mitglied im Ausschuss Wirtschaft und Energie

Andreas Lämmel

Sie sprechen von einer Berliner Firma mit deutscher Förderung. Es gibt aber auch die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), die in vielen afrikanischen Ländern vertreten ist und ist auch im Bereich Energie unterwegs ist. Könnte man auch versuchen über die GIZ solche Lösungen anzubieten. Letztendlich sind es ja auch deutsche Fördermittel. 

Andreas Lämmel: Die GIZ leistet schon einen wichtigen Beitrag. Ich muss ehrlicherweise aber sagen. Ich halte private Modelle für viel zielführender. Also Projekte aus der privaten Wirtschaft heraus, die auch dem Unternehmen eine Existenz sichern. Das halte ich für zielführender, alles andere nicht.

Können Sie sich vorstellen, dass diese Berliner Firma auch ein Pilotprojekt auch in den Senegal einführt?

Andreas Lämmel:  Der Staat fördert solche Projekte, damit diese Firma dieses Projekt kommerziell weiterverwendet. Deshalb unterstützen wir es jetzt, damit man es zur Serienreife bekommt. Dann muss die Firma das selbst verkaufen. Warum soll sie das nicht im Senegal anbieten. Aber ich habe mit dem Geschäftsführer darüber gesprochen. Es gibt noch überall das Problem der Speicherung. Wenn es dunkel ist, gibt es keinen Solarstrom: Also die Frage der Speicherung. Dann kommen die Abrechnungssysteme. Ich habe fortschrittliche Technologien und passende Lösungen im Internet gesehen. Auch in Afrika geschieht enorm viel in dem Bereich des Internets. Also wenn diese Technologie wirklich funktioniert und einsetzbar ist, ist es aus meiner Sicht ein Riesensprung.

Ich gebe Ihnen jetzt ein weiteres Beispiel. Es gibt in Afrika zurzeit 600 Millionen Mobiltelefone, Tendenz steigend. Das heißt, viele Afrikaner haben kein Festnetztelefon kennengelernt. Sie sind sofort auf Mobiltelefone gesprungen. Und wenn man die Dezentralisierung der Energieversorgung voranschreitet, werden zwangsläufig viele Afrikaner nur Strom aus erneuerbaren Energien kennenlernen. Und gerade in ländlichen Gebieten, wo es keine Stromleitungen gibt, werden Sie von heute auf morgen nur mit Strom aus erneuerbaren Energien über Insellösungen versorgt. Dies könnte für deutsche Anbieter ein Riesenmarkt werden.

Andreas Lämmel: Das stimmt. Aber ich habe gesagt, die Technologie ist noch sehr teuer. Das ist ja das Hemmnis für den Einsatz in Afrika, dass auch viele Regierungen in Afrika sagen, das ist uns alles viel zu teuer. Das kann bei uns niemand bezahlen. 

Es geht aber um langfristige Ziele. Wer Strom braucht, keinen Strom hat und sich für Solarstrom entscheidet, hat zwar im Moment hohe Kosten, spart jedoch langfristig viel ein. Warum sollten Entwicklungsbanken nicht in die Zahlungssysteme einsteigen und dafür sorgen, dass die Verbraucher die Finanzierung der Solaranlagen bekommen und es monatlich abbezahlen, als ob sie immer noch eine Stromrechnung bekommen würden. 

Andreas Lämmel: Der Verbraucher wird aber nicht immer Strom haben, weil die Speichertechnologie die Achillesferse der Solartechnologie ist. Die Wissenschaft und auch die Wirtschaft sagen, unter 15 bis 20 Jahre wird es keine Speicher geben, die verfügbar und bezahlbar sind und die diesen Zweck erfüllen. Das ist in Deutschland auch das Problem, wie ich schon sagte. Wir haben eine hohe installierte Leistung an erneuerbaren Energien aber kommen trotzdem ohne fossile und ohne Atomkraft nicht aus. Ich denke für Afrika teile ich Ihre Meinung, es gibt eine Riesenchance. Aber die Systeme müssen preiswerter werden. Mit dem Einstieg der Chinesen in die Solarproduktion sind die Preise deutlich gefallen. Und ich denke, es wird in den nächsten Jahren schon große Fortschritte geben. 

Die Preise können auch niedrig gehalten werden, wenn ein Teil der Produktion vor Ort gemacht wird. 

Andreas Lämmel: Das ist ja bei vielen Themen die Frage, warum keine Produktion in Afrika stattfindet. Das ist richtig. Diesen Punkt muss man bedenken. Man muss sehen, wie es sich in den nächsten Jahren entwickelt. Ich denke auch, dass man verschiedene Prozesse vor Ort selber machen kann und dass man vor allen Dingen in die technische Ausbildung sehr viel mehr investieren muss, damit junge Leute die Chance haben können, neue Geschäftsmodelle aufzubauen. Also ich denke schon, dass diese ganze Frage der erneuerbaren Energien durchaus eine Chance für neue Geschäfte sein kann. Aber es sind noch nicht alle Voraussetzungen so geschaffen, dass es kurzfristig im großen Stil ausgerollt wird. Also ich habe mir Projekte in Afrika angesehen, wo man das über die Entwicklungshilfe gemacht hat, wie es am Beispiel der Wasserversorgung mit Solaranlagen in den Dörfern versucht worden ist. Letztendlich waren aber die Solarpanelle Solarpanels alle wieder weg und es standen wieder Dieselaggregate dort, weil ganz einfach die Solarpanelle Solarpanels nicht die Leistung gebracht haben, um die Wasserbehälter dauerhaft ordentlich zu füllen. Es ist in letzten Jahren viel versucht worden aber ich sage immer nochmal, ich bin dafür, dass die private Wirtschaft Geschäftsmodelle für sich findet. Und Entwicklungshilfeprojekte sind aus meiner Sicht die zweitbesten Projekte.

Und wenn wir auf die private Wirtschaft warten, wird es sehr wahrscheinlich dauern, bis sie nach Afrika gehen, deswegen braucht man in irgendeiner Form eine Förderung oder zumindest mal Informationsveranstaltungen, wie Sie es mit Africa meets Business gemacht haben. Können Sie sich demnächst vorstellen, eine Veranstaltung Africa meets Business zu dem Thema zu organisieren.

Andreas Lämmel: In Ghana gibt es so etwas Ähnliches. Es gibt in Ghana die West African Renewable Energy Fair and Convention. Also es gibt eine Messe in Accra, die sich speziell mit dem Thema erneuerbare Energien befasst. WACEE heißt das auf Englisch. Sie wurde von Deutschen gedacht, um die Messe zusammen mit Ghana zu organisieren und soll eigentlich für ganz Westafrika genau das leisten, was Sie sagen. Wir bemühen uns immer wieder deutsche Firmen zu gewinnen, mit auf diese Messe zu gehen. Sie hat jetzt dieses Jahr leider nicht stattgefunden, wegen der politischen Unsicherheiten auch in Ghana. Aber das ist genau so ein Punkt, wo man sagt, es muss vor Ort gehen, es muss die Technologie zeigen, es muss vor Ort Leute finden, die sich dafür interessieren, Geschäftsmodelle für sich zu entwickeln, junge Leute zu finden, die technische Voraussetzungen mitbringen und sie auszubilden. Also wir werden bemüht sein, diese Messe auch weiterzuentwickeln. 

Jetzt zurück zum Thema Bergbau. Wir werden im nächsten Jahr am 4. November 2016 den 3. Deutsch-Senegalesischen Wirtschaftsgipfel organisieren. Fühlen Sie sich jetzt schon eingeladen. Aber vorher planen wir mit der Unterstützung von Dr. Reinhold Festge, Präsident des VDMA, ein Bergbau-Symposium an der Universität von Freiberg bei Ihnen in Sachsen. Wie könnten Sie sich als Politiker einsetzen.

Andreas Lämmel: Im Prinzip sind Sie an der richtigen Stelle. Die Universität Freiberg ist die 1. Montanuniversität der Welt, die sich überhaupt dem Thema Bergbau widmet. Und wir haben in Freiberg auch einige Firmen, die in Afrika im Bereich Bergbau und Rekultivierung von Bergbaulandschaften tätig sind. Wir haben auch ein Ressourceninstitut in Freiberg neugegründet. Das wäre glaube ich für afrikanische Fachleute eine gute Möglichkeit sich über den Stand der Technik zu informieren oder Kontakte zu knüpfen. 

Ein Konferenz „Africa meets Business“ mit dem Schwerpunkt Senegal. Was halten Sie davon?

Andreas Lämmel: Das muss man sich überlegen. Ich habe auch, Macky Sall, den Präsident vom Senegal dieses Jahr am 30. Januar in Dresden getroffen. Man muss überlegen, wie man das konzeptionell anlegen kann. Wie Senegal sich präsentieren könnte. Das ist schon eine Idee. Wir versuchen ja wirklich auf allen Ebenen in der deutschen Wirtschaft Interesse für Afrika zu wecken. Also erstmal Interesse zu wecken, weil gerade die deutsche Wirtschaft sehr in Richtung Asien, arabische Länder und Südamerika ausgerichtet ist und weil viele deutsche Unternehmer Afrika etwas scheuen, weil die Nachrichten, die aus Afrika kommen ganz überwiegend negativ sind, ohne dass die Leute genau wissen, um was es eigentlich geht. Wenn es Ebola in einigen Ländern in Westafrika gibt, dann ist eben Ebola überall in Westafrika. Man sieht einfach nicht, dass Afrika ein riesiger Kontinent ist mit 54 verschiedenen Ländern. Das diskutiere ich auch mit den Botschaftern in Berlin. Wir müssen einfach versuchen gemeinsam mehr Werbung und mehr positive Bilder von Afrika zu transportieren. 

 

Macky Sall

Macky Sall wurde am 30. Januar 2015 in Dresden mit dem St. Georgs Orden für seinen Beitrag für den Frieden und den Dialog unter den Völkern geehrt.

Zum Schluss, wissen Sie jetzt schon, wann Ihre nächste Veranstaltung Africa meets business stattfinden wird.

Andreas Lämmel: Im März 2016. 

Herr Lämmel danke für das Interview.

Das Gespräch führte Ibrahim Guèye

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